Psychosomatische Beschwerden: Wenn die Psyche auf den Körper geht
Als Heilmasseurin beschäftige ich mich in erster Linie mit dem Körper. Doch besonders durch die Beschäftigung mit den Ansätzen der TCM, bin ich mir bei meiner Arbeit über die Auswirkungen der Psyche auf den Körper bewusst. Auf was kann man als Patient:in achten? Bei welchen Beschwerden könnte man als Masseur:in hellhörig werden? Beiden Fragestellungen gehen wir in diesem Blogbeitrag auf den Grund.
Private Weiterbildungsmöglichkeiten
Wer als Patient:in scheinbar unerklärliche körperliche Beschwerden durchlebt, leidet mehrfach. Einerseits wegen der Symptome, andererseits wegen der Hilflosigkeit. Ärzt:innen können kaum weiterhelfen und im schlimmsten Fall wird man auch noch belächelt. Nach wie vor hat die psychische Gesundheit nicht denselben Stellenwert in unserer Gesellschaft wie die Körperliche.
Wer sich selbst weiterbilden möchte, dem kann ich das Buch "Mein Körper - Barometer der Seele" von Jaques Martel empfehlen. Für mich ist es das beste Nachschlagewerk für jedes Krankheitsbild aus der Sicht der Psychosomatik.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass bei meinen Patient:innen z.B. gehäuft folgende Symptome bei Depressionen erkennbar waren (Disclaimer: Dies ist ein reiner Erfahrungsbericht und dient nicht zur Selbstdiagnose. Weiters können alle diese Symptome auch andere Ursachen haben.): Nacken- und Rückenbeschwerden, Augenentzündungen und Gastritis.
Wie kann ich als Masseur:in meine Patient:innen bei Verdacht auf psychosomatische Beschwerden unterstützen?
Vorweg: Wir als Heilmasseur:innen haben natürlich nicht die erforderliche Ausbildung, um Diagnosen zu stellen oder die Patient:innen in dieser Hinsicht zu beraten.
Was wir jedoch tun können: ZUHÖREN.
Die Massage ist ein intimes Handwerk, bei der es vorkommen kann, dass sich Patient:innen öffnen und über Beschwerden sprechen, über die sie üblicherweise schweigen. Gehört zu werden ist ein menschliches Grundbedürfnis, mit dem wir bei der Massage neben der eigentlichen Tätigkeit dienen können. Unsere Gesellschaft hat das Zuhören verlernt, kommt mir vor. Umso schöner, wenn meine Patient:innen sich bei mir wohl genug fühlen, mir von ihren Problemen zu erzählen.
Ein:e gute:r Gesprächspartner:in zu sein ist gar nicht so einfach. Vor allem, da wir als Masseur:innen nicht in eine beratende Rolle rutschen dürfen, da wir dafür nicht ausgebildet sind. Hier ist hilfreich, ein gutes Netzwerk an Expert:innen zu haben, an die man die Patient:innen bei Verdacht verweisen kann (bzw. je nach Feld zum/zur Hausärzt:in für die Überweisung).
Mit gezielten Fragen wie "Wann treten die Beschwerden auf?" kann man den Patient:innen Impulse geben, sich mit ihrer Symptomatik zu beschäftigen. Achtet aber darauf, keine Ratschläge zu geben oder Diagnosen zu stellen. Dafür sind dann die Ärzt:innen da. 😉
Psychosomatische Beschwerden richtig deuten
Es gibt einige Anhaltspunkte für psychosomatische Beschwerden, z.B.:
- Kniebeschwerden deuten auf Demut hin: Wem gegenüber demütig muss man sich im Alltag demütig verhalten?
- Lumbalbeschwerden deuten auf ein "sich beugen müssen" hin: Vor wem muss ich mich beugen?
- Nackenbeschwerden deuten auf eine "Last auf den Schultern": Woher kommt die Last? Was verursacht mir Stress?
- Eingeschlafene Arme deuten auf ein "Entgleiten", auf "etwas nicht mehr im Griff haben": Was überfordert mich aktuell in meinem Leben? Worüber habe ich keine Kontrolle?
Vor allem die Ohrakupunktur kann durch das Arbeiten mit psychogenen Punkten bei Beschwerden dieser Art hilfreich sein. Jedoch ist sie als Komplementärbehandlung zu sehen, die keine Gesprächstherapie etc. ersetzt.